… „Verdammte Scheiße, da ist endlich eine die noch offen ist.“ Ich setze den Blinker und biege auf die Tankstelle – irgendwo im Nirgendwo mitten in der Nacht in Süd-West-Irland.

Ich schaue links rüber zur Tanksäule. Alles was ich sehe ist jedoch ein hoch gestapelter Haufen Segel. „Äähm sach mal, wie viel Platz ist da noch? Stehe ich schon nah dran, oder muss ich noch weiter?“ „Ne passt, ein kleines Stück vielleicht noch – Ja genau, reicht.“

Okay – ich schnalle mich ab und drehe mich zur Tür. Ein Polizeiauto fährt an uns vorbei und parkt neben einem Weiteren. Daneben steht ein weiteres Polizeiauto, daneben ein Weiteres und daneben noch ein paar Weitere.

Die dazugehörigen Fahrer stehen zehn Meter entfernt und schauen interessiert zu uns herüber. Ich denke kurz an unseren winzigen Mietwagen, der überladener kaum sein könnte. In jeder Ecke bis zum Dach vollgestopft mit Windsurf-Equipment. Das Dach selbst eingedrückt unter der Last der Boards die sich darauf stapeln.

Ich drehe mich wieder zurück, um mit meinem Bruder einen bedeutenden Blick zu wechseln. Nachdem ich erneut nichts außer Segeltaschen sehe, sage ich: „Alter, hier ist alles voll mit Polizei. Lass uns zusehen, dass wir hier schnell wieder weg kommen“.

Etwas zögerlich steige ich aus, hebe die Hand und sage kurz „Hi“. Der Trupp Uniformierter grüßt freundlich zurück und geht dann geschlossen in das Gebäude „einen Kaffee trinken“ …


… Ich liege im Wasser. Gerade eben hat mich die Landung hinter der letzten Welle so richtig zerrissen.

Trotzdem lächle ich und freue mich. Ich schwimme schnell zu meinem Material, weit weg ist es nicht. Die Welle, die mich gerade noch abgeräumt hat, bricht einige Meter entfernt und die Gischt rieselt auf mich herab. Von hier aus zum Strand blickend sieht es wirklich beeindruckend aus, mit welcher Kraft die Wellen nacheinander nach vorne überkippen und wie die Gischt hinter ihr vom Wind nach oben gerissen wird. An mir rollen ein paar größere Brecher vorbei. Mit dem Kopf auf Höhe der Wasseroberfläche sehen sie noch ein bisschen größer aus. Aber da hier draußen eh nichts bricht, alles kein Problem. Ich gucke in Richtung Strand. Die Sonne scheint schön über die Wellenkämme, im Hintergrund sieht man die Fischfabrik.

Dann knallt jemand über die nächste Welle, steigt hoch in die Luft, schmettert einen perfekten Backloop in die Luft und dann neben mir ins Wasser. Wieder rieselt das Wasser auf mich herab. Er guckt kurz zu mir herüber und hält den Daumen in die Luft. Auch ich halte meinen in die Luft. Mir geht es super, bestens könnte man sagen, aber vielen Dank der Nachfrage. Ich mache hier nur kurz Pause …


… Mit gefühlt unendlicher Geschwindigkeit rase ich auf ein Welle zu. Jetzt wäre es wahrscheinlich sinnvoll in den Fußschlaufen zu sein oder im Trapez oder irgendwas.. Etwas bedrohlich geht es bergauf, aber zum Bremsen ist es jetzt auch zu spät.. Dann ist er weg, der Boden unter meinen Füßen, oder besser gesagt das Wasser unter meinem Board.. Gefühlte Ewigkeiten geht es durch die Luft – zum ersten Mal für mich mit einem Surfboard. Und dann – KLATSCH – geht es wieder zurück ins Wasser. Das Board bricht seitlich aus. Wirklich kontrollieren lässt es sich nun nicht mehr. Dann reisst das Segel einmal kräftig nach vorne und katapultiert mich – ZACK – weg in Fahrrichtung nach vorne.. Wow das war wirklich krass. Mein ganzer Körper ist überflutet von Adrenalin, so sehr, dass ich noch Stunden später über nichts anderes mehr reden kann …

… Der Wecker klingelt. Genau genommen bin ich noch ziemlich müde. Aber naja, was soll’s. Ich mache die Augen auf und dann gleich schnell wieder zu, dann noch einmal vorsichtig wieder auf. Mann ist das hell. Ich setzte mich auf und schaue aus dem Fenster – Schneegestöber – „Naja“, denke ich : „hilft ja nix. Dann wird das Umziehen heute wohl wieder besonders angenehm.“ …

… Vollkommen motiviert schnappe ich mir unser neues Brett. Seit Wochen freue ich mich darauf es endlich auszuprobieren. Das wird wahrscheinlich alles verändern. Eine Revolution, unser Aufstieg, endlich besser werden, endlich Gleiten, ungeahnte Geschwindigkeiten. Kein festes Schwert mehr, eine moderne sportliche Form, 122 Liter.. WOW.. … Okay erster Versuch.. Schulstart.. Segel ausrichten hochziehen, platsch.. und noch einmal. Wieder herauf krabbeln, Segel ausrichten, hochziehen, platsch.. Aber jetzt.. wieder rauf aufs Brett, Segel ausrichten, hochz..platsch.. So geht es weiter Tag für Tag …


… Mittwoch Nachmittag, 16:00 Uhr. Die Vorhersage lässt mir einfach keine Ruhe. Ich aktualisiere sie noch mal, fasse einen Entschluss und setze mich dann schnell an die Tastatur und tippe : „Hi, wie geht es euch so? Seid ihr dieses Wochenende surf-technisch auch unterwegs?“

Sekunden später klingelt mein Handy:

– „Moin… Wie sieht’s aus? Wir sind ab morgen in Holland. Seid ihr dabei? Die Vorhersage sieht echt krass aus und da ist so ein Wavespot den wir noch mal.. Ääh, warte mal kurz – da ruft mich gerade der Kunde für meinen Termin morgen an, ich rufe dich gleich zurück, okay??“

– „Na klar, bis gleich“.

Ich lege das Handy zur Seite – dann klingelt es wieder :

– „Moin.. , sooo jetzt habe ich morgen frei, wie siehts bei dir aus?“.

Fünf Minuten später ist alles Wichtige geklärt.


Ich suche die nächste Nummer heraus und drücke auf den grünen Hörer :

– „Moin.. Wie gehts? Wie siehts aus, Lust spontan ans Meer nach Holland zu fahren?“

– „Wann gehts los?“

– „Heute Abend, muss noch schnell Sachen packen und dann hole ich dich ab.“

– „Okay, cool! Wann kommen wir wieder?“

– „Samstag Nacht / oder Sonntag Früh je nachdem.“

– „Gut dann bis gleich“

Donnerstag Morgen, 2:35 Uhr : Herzlichen Willkommen in Ouddorp, na dann mal schnell ins Bett …


… Etwas demotiviert parke ich am Straßenrand. Eigentlich hatte ich mir in Irland jede Menge Wind erhofft, aber die Vorhersage sieht relativ mau aus für die nächsten Tage. Ich schlendere gemütlich zum Strand, schließlich will ich den Spot nun auch mal bei Tageslicht sehen.

Als ich um die Düne biege und aufs Wasser blicken kann, trifft mich fast der Schlag. Wellen, so sauber und lang wie ich sie wohl noch nie gesehen habe, laufen Line für Line an den Strand. Bei einem Blick auf einen Wellenreiter, der eine dieser Pracht-Exemplare nach allen Regeln der Kunst in kleine Stücke schnibbelt, wird mir klar, dass sie etwas über 2 Meter groß sein müssen.

Meine Güte – solche Wellen und das vollkommen ohne Sturm, waagerechten Regen und Weltuntergangs-Stimmung auf den Straßen. Dann rastet etwas in meinem Hirn ein und ich verstehe, dass ich irgendwo her dringend ein Surf-Board brauche.



Schnell laufe ich zum nächsten Menschen auf dem Parkplatz und frage, ob es irgendwo in der Nähe möglich sei Surf-Boards zu mieten. „Generell überhaupt kein Problem – Aber ich glaube bei den Bedingungen wirst du es schwer haben einen offenen Laden zu finden. Die werden alle selbst unterwegs sein. Aber hey – nimm doch einfach meins – ich bin für heute fertig“.

Ich werfe einen Blick auf das nagelneue Board, dann einen weiteren zurück zum Strand und denke an mein eigenes niedriges Niveau auf Boards ohne Segel zu surfen. „Shit!“ denke ich : „Wie das Board wohl aussieht, wenn ich mit ihm fertig bin?“ Ich lehne dankend ab und mache mich auf den Weg in den nächsten Ort. Beim zweiten Anlauf treffe ich jemanden, der sich gerade hektisch mit dem Abschließen des eigenen Surfshops beschäftigt.

Auf die Frage, ob ich bei ihm ein Surf-Board leihen könne, rennt er nur schnell in den nächsten Schuppen, drückt mir eines in die Hand und springt dann hastig in seinen Geländewagen. Als ich ihm noch nachrufe, was es denn kosten solle, winkt er nur ab und nuschelt etwas von „Komm die nächsten Tage einfach mal wieder vorbei und jetzt schnell aufs Wasser mit dir“ …

Worum geht es hier eigentlich?

Auf jeden Fall geht es um’s Surfen. Es geht um schöne Reisen an noch viel schönere Orte. Es geht um Glück auf der Welt und wo oder wie man möglichst viel von diesem Glück in sein Leben bekommt.

Es geht darum, wie das Wasser in einer rasenden Geschwindigkeit unter einem vorbei fliegt. Und es geht darum, wie das Kitzeln der Sonnenstrahlen einen morgens langsam aus dem Schlaf lockt.


Vielleicht geht es auch einmal um ganz andere Dinge. Vielleicht auch um Dinge, die rein überhaupt garnichts mit all dem zuvor Genannten zu tun haben.

In aller Regel geht es aber wahrscheinlich immer um stürmische Geschichten, Ideen und Gedanken. Wobei „stürmisch“ vermutlich in den stürmischsten Arten und Weisen interpretiert werden wird und auch öfters rein garnichts mit bewegter Luft oder Wasser zu tun haben könnte.

Ziemlich sicher geht es ziemlich viel ums Fotografieren. Vielleicht auch mal ums Filmen. In beiden Fällen geht es wahrscheinlich meistens eher um die Ergebnisse der Praxis als um die Theorie. In unserem stürmischen Blog scheint aber generell nichts ausgeschlossen, sodass man auf alles und auch auf nichts vorbereitet sein sollte.

Ich glaube, es geht hier auch darum ein paar neue Dinge auszuprobieren. Es geht darum bestimmte Hobbys und Vorlieben miteinander zu verknüpfen und zu schauen wie man in diesen besser werden kann.


Es soll auch darum gehen, zu zeigen wie man das ein oder andere erreicht hat.

Es geht ziemlich sicher auch darum, dass nicht immer nur alles wie geplant läuft und mancher Weg zum Erfolg nicht immer einfach ist.

Es geht darum sich an neuen Dingen zu versuchen. Immer wieder zu scheitern, zu scheitern und zu scheitern und trotzdem weiter zu machen. Es geht darum dann irgendwann überraschend und völlig unverschämt einfach Dinge zu schaffen, die vorher undenkbar waren.

Es wird ziemlich sicher auch um Details gehen. Gerade die Organisation, um an den schönsten Orten der Welt die schönsten Dinge der Welt zu machen, scheint auf den ersten Blick oft nicht immer einfach und erst recht nicht günstig zu sein.

Um genau diese Details soll es daher auch gehen und an dieser Stelle soll kein Blatt vor den Mund genommen werden. Mit einer guten Anleitung oder ein paar Tipps ist manches nämlich meist doch einfacher als man denkt.


Aber im Grunde geht es auch noch um etwas ganz anderes. Es geht um ein Lebensgefühl. Es geht darum, dass wir nur ein Leben auf dieser Welt haben und sehen müssen was wir mit unserer Zeit hier anfangen. Es geht darum, wie wir in unserem täglichen Arbeitswahn schnell den Blick für das Wesentliche und Schöne verlieren.

Und viel mehr als das, soll es vermutlich darum gehen, genau diesem Problem möglichst elegant aus dem Weg zu gehen.


Ist es notwendig, dass wir die schönsten Jahre unseres Lebens damit verbringen für die Interessen anderer Leute zu arbeiten um am Ende, wenn wir nicht mehr können, von diesem System wieder ausgespuckt zu werden?

Ist es notwendig, dass wir während wir genau das tun, die Menschen und Dinge die uns am Wichtigsten sind vernachlässigen und im Stress der Arbeit immer alles geben, bis wir irgendwann merken, dass die Dinge, die uns wichtig sind, nicht auf uns gewartet haben?

Vielleicht ist es notwendig, vielleicht ist es das auch nicht. Um diese Frage und wie man das Schöne möglichst gut mit dem Notwendigen verknüpft, wird es sehr wahrscheinlich auch gehen.


Wir, die Geschichten-Erzähler von STORMY-STORIES.SURF freuen uns auf unser neues Projekt.

Bereits jetzt sind wir begeisterte Amateur-Surfer, -Fotografen und -Geschichtenerzähler und sind gespannt, wie und ob wir uns in manchen dieser Dinge verbessern können.

Wir sind auch gespannt, ob sich jemand findet, der sich zu uns an unser Lagerfeuer am Strand setzt und unseren Geschichten zuhören will.

Falls nicht, wird uns das vermutlich trotzdem nicht davon abhalten weiter zu machen, so lange wie wir eben Lust darauf haben.

Falls doch, freuen wir uns immer und überall über jegliche Art von Feedback. Erzählt uns an unserem Lagerfeuer gerne auch, was ihr so denkt. Erzählt uns auch eure Geschichten und nehmt unsere mit auf Reisen und erzählt sie weiter.

Zögert nicht und traut euch. Aber habt auch ein wenig Nachsicht mit uns, wenn wir als Amateure nicht ganz euren Vorstellungen und Wünschen entsprechen.


Auch möchten wir euch auffordern, wenn ihr etwas zu sagen habt, dabei niemanden direkt anzugreifen und freundlich miteinander um zu gehen.

Diese Seite bietet keinen Platz für Rassimus, Sexismus und Homophobie und wird auch nichts davon dulden.

Wenn ihr mit diesen Grundregeln des guten Geschmacks keine Probleme habt, freuen wir uns über euch als potenzielle Zuhörer und unterhalten uns auch nur zu gerne mit euch über unsere stürmischen Geschichten, Gedanken und Ideen.

Aloha.